Am Montag, 24. Juni 2024 hat die noch junge BürgerEnergieGenossenschaft BEG33 eG ihre erste Generalversammlung durchgeführt. 90 der 260 Mitglieder folgten der Einladung des Vorstands in die Aula der Osterrath-Realschule in Wiedenbrück, um sich persönlich über den Verlauf des ersten Geschäftsjahres, die aktuelle Entwicklung und die Pläne für die nahe Zukunft unterrichten zu lassen.
Die Vorstandsvorsitzende Nicola Rosengarten berichtete von vielen Gesprächen mit Kommunen, Gewerbebetrieben, Kirchengemeinden und sozialen Organisationen über die Installation von Photovoltaikanlagen auf deren Dächern. Viele der angedachten Projekte sind aus den unterschiedlichsten Gründen bislang nicht zum Tragen gekommen. Größtenteils, weil die Adressaten die Installation von PV-Anlagen auf den eigenen Dächern selbst in die Hand nehmen wollen, teilweise aber auch, weil technische oder andere Gründe einen wirtschaftlichen Betrieb verhindern.
Von Erfolg gekrönt waren die Kontakte zum gemeinnützigen Verein Pro Arbeit und zur Stadt Rheda-Wiedenbrück. Sie führten zur Installation einer 17,22-kW/p-Anlage auf dem Dach von Pro Arbeit an der Holunderstraße/Ecke Am Sandberg in Rheda und einer 44,28-kW/p-Anlage auf dem Dach der städtischen Eichendorffschule in der Triftstraße in Wiedenbrück.
Die beiden ehemaligen Hausmülldeponien am Moorweg in Rheda und an der Varenseller Straße Ecke Neuenkirchner Landstraße die als sog. Konversionsflächen nach EEG gefördert werden würden, können leider nicht mit PV-Modulen belegt werden. Hier gab es eine abschlägige Entscheidung der zuständigen Verwaltung.
Erwartungsgemäß hatte das Rumpfgeschäftsjahr von April bis Dezember 2023 noch keine Erlöse aus Einspeisevergütungen geliefert. Wegen der notwendigen Gründungsaufwendungen, die sich auf insgesamt 12.000 Euro summiert hatten, stand laut Wirtschaftsprüfer Volker Ervens der Steuerkanzlei Wortmann und Partner am Jahresende ein Fehlbetrag von 10.427 Euro in den Büchern. Dieser wird durch Beschluss der Generalversammlung auf neue Rechnung in das Geschäftsjahr 2024 vorgetragen.
Ungeachtet dessen steht die Genossenschaft aber auf einem soliden finanziellen Fundament. Die Mitglieder haben im Schnitt 13,5 Anteile à 100 Euro gezeichnet. Damit verfügt das Unternehmen in Bürgerhand aktuell über ein Eigenkapital von 330.000 Euro, was in der Bilanz einer Quote von annähernd 100 Prozent entspricht.
Jahresabschluss und Bilanz wurden einstimmig beschlossen. Ebenso erhielten Vorstand und Aufsichtsrat ohne eine Gegenstimme die Entlastung. Und auch das Mandat der stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Elisabeth Frenser im Kontrollorgan wurde einstimmig für eine vollständige Wahlperiode von drei Jahren bestätigt.
Nachdem ein Landwirt seine Flächenzusage kurzfristig zurückzog, richtet sich der Blick der Genossenschaft auf drei mögliche Freiflächenanlagen.
Das sicherlich ehrgeizigste Projekt könnte im Frühjahr kommenden Jahres an den Start gehen. Aktuell befinden sich Verhandlungen mit dem Investor MaxSolar im fortgeschrittenen Zustand. Der in ganz Deutschland in diesem Bereich aktive Projektentwickler will in St. Vit auf einer 16 Hektar großen, bislang landschaftlich genutzten Fläche einen 15,7-MW-Solarpark aus 25.000 Modulen errichten. Auf Einladung der BEG33 präsentierte Projektentwickler Simon Büttner das Vorhaben auf der Generalversammlung. Die prognostizierte jährliche Strommenge würde ausreichen, um den Bedarf von bis zu 4.400 Durchschnittshaushalten zu decken. Als möglicher Termin für die Inbetriebnahme wird derzeit der 1. April 2025 anvisiert.
Nicht entschieden ist bislang, inwieweit sich die BEG33 hier beteiligen wird. Denkbar wären sowohl die 100-Prozent-Übernahme des Parks als auch ein gemeinsamer Betrieb mit MaxSolar. Im Falle eines vollständigen Eigenbetriebs müsste die BürgerEnergieGenossenschaft mit Investitionskosten in Höhe von 10,7 Millionen Euro rechnen. Die Kosten für eine zehn Kilometer lange Stromtrasse um Stadtholz und den Wiedenbrücker Osten bis zum Umspannwerk am Wasserturm wären darin enthalten. Üblicherweise werden 30 Prozent – hier alles in allem etwa 3,5 Millionen Euro – durch Eigenkapital abgedeckt. Dies würde „frischem Kapital“ in Höhe von 35.000 Geschäftsanteilen à 100 Euro entsprechen.
Preiswerter würde es für die BEG33, wenn sie sich die Investitionskosten im Verhältnis 50:50 mit der MaxSolar als Co-Betreiber teilen würde. Wegen dann entstehender Synergieeffekte wäre das Gesamt-Investitionsvolumen mit 10,2 Millionen Euro rund 500.000 Euro niedriger. Simon Büttner: „Diese Variante verspricht auch eine höhere Rendite.“ Aktuell führt die BEG33 darüber Verhandlungen mit dem Projektbetreiber. Nicola Rosengarten: „Noch sind wir mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden.“ Auf jeden Fall erhielt die Verwaltung bei einer Probe-Abstimmung von den Mitgliedern einstimmig grünes Licht (mit roten Stimmkarten) dafür, das Vorhaben weiter voranzutreiben.
Die Vorstandsvorsitzende ließ indessen keinen Zweifel daran, dass die Genossenschaft weniger auf PV-Anlage auf Dächern setzt, sondern vorrangig Freiflächen-Anlagen („großes Thema“) im Auge hat. Deswegen befindet man sich auch in Verhandlungen mit der Gemeinde Langenberg. Dort soll auf einer Fläche zwischen den beiden Ortsteilen Langenberg und Benteler eine 6,3-MW-Anlage entstehen. Planungszeit: rund drei Jahre. Der zuständige Fachausschuss der Gemeinde hat soeben mehrheitlich für das Vorhaben gestimmt. Folgt der Rat diesem Votum, muss die Bürgermeisterin beim Regierungspräsidium in Detmold einen Antrag auf Änderung des Flächennutzungsplanes stellen.
Weiter fortgeschritten sind die Pläne für eine 2-MW-Anlage auf dem Hof Eusterbrock in der Gemeinde Herzebrock-Clarholz. Hier hat die BEG33 laut Vorstand Wolf Bredow gerade einen Pachtvertrag abgeschlossen.
Fotos: Rainer Stephan